Biene auf blume | © OIKOS

Biodiversität in der Streuobstwiese

Streuobstwiesen

Streuobstwiesen sind eine traditionelle, extensive Form des Obstanbaus und ein charakteristischer Teil der Kulturlandschaft. Typisch ist die Mehrfachnutzung der Fläche: die Baumschicht liefert Obst, die Krautschicht Futter für das Vieh. 


Die hochstämmigen Obstbäume sind schon von weitem sichtbar und prägen das Landschaftsbild. Auch wenn die ausgedehnten, teils mehrere ha großen Streuobstbestände in sogenannten Gunstlagen wie der Südsteiermark zu finden sind, wurden auch in Regionen mit rauerem Klima Streuobstwiesen angelegt. Im Gebiet des Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen wurden hauptsächlich Apfel- und Birnbäume gepflanzt, in milderen Gebieten auch Zwetschken-, Kirsch- und Walnussbäume. Auf Streuobstwiesen findet man aber nicht nur verschiedene Baumarten, sondern häufig ein buntes Gemisch verschiedener Obstsorten, Baumformen und Altersstufen. Der Unterwuchs wird meist als extensive Mähwiese oder Weide genutzt.

Bäume auf Wiese | © OIKOS

Biodiversität

Streuobstwiesen sind sogenannte Hotspots der Biodiversität. Sie zählen zu den artenreichsten Lebensräumen ganz Mitteleuropas. Aus naturschutzfachlicher Sicht ist hier die unmittelbare Verzahnung von Gehölzen mit Grünland und die Vielzahl ökologischer Nischen auf kleinem Raum hervorzuheben. Da der Unterwuchs meist nicht oder kaum gedüngt und nur selten gemäht oder extensiv beweidet wird, stellt sich eine vielfältige Flora ein. Die vielen unterschiedlichen Pflanzenarten locken wiederum verschiedenste Insekten und andere Tiere an. So finden hier beispielsweise Neuntöter, Stieglitz, Grün- und Grauspechte beste Voraussetzungen. Die unmittelbare Nähe von Brut- und Jagdgebiet mit großem Futterangebot ist sehr vorteilhaft für die Vögel. Baumhöhlen in alten Bäumen bieten verschiedenen Säugern, wie Fledermäusen und Schläfern einen Rückzugsort.

Schere, Baum | © Fotolia

Gefährdung

Streuobstwiesen sind seit Jahrzehnten stark rückläufig und zählen zu den am stärksten gefährdeten Biotoptypen Europas. Ursachen dafür sind geänderte Nutzungsansprüche und damit verbundene Rodung, die Überalterung der Bestände und fehlende Nachpflanzungen.

verschiedene Apfelsorten | © OIKOS

Sortenvielfalt

Auffallend ist die Sortenvielfalt und die von Region zu Region variierende Häufung unterschiedlicher Sorten. Während im Rheintal in Vorarlberg in Streuobstbeständen beispielsweise häufig die Sorte „Subira“ wächst, findet man im oberen Murtal vermehrt die Sorte „Lehmbirne“. Grund dafür ist, dass sich durch Züchtung und Zufallskreuzungen im Laufe der Jahrhunderte eine Vielzahl verschiedener Sorten entwickeln konnte und insbesondere jene Sorten angepflanzt wurden, die unter den herrschenden Bedingungen besonders gut wuchsen, den Besitzern geschmacklich zusagten oder am besten den jeweiligen Nutzungsvorlieben entgegenkamen. Streuobstwiesen haben aufgrund ihrer Obstsortenvielfalt einen unschätzbaren Wert als Genreservoir. Die regionaltypischen Sorten sind ein im wahrsten Sinne des Wortes kostbares Produkt unserer Kulturgeschichte. Viele Sorten kommen nur regional oder gar nur lokal in Form einzelner Bäume vor. Sterben diese Bäume ab, ohne vorher vermehrt worden zu sein, ist diese Sorte unwiederbringlich verloren. 
Zusätzlich zum unschätzbaren Wert für den Erhalt der biologischen Vielfalt spielen Streuobstwiesen durch ihre optische Attraktivität auch eine wesentliche Rolle für Erholung und Tourismus, können ein zusätzliches Betriebsstandbein bilden oder einen Teil zur Selbstversorgung beitragen.

Detailaufnahme Hummel, Blume | © Pixabay_Myriams-Fotos

Wildbienen

Wildbienen sind von größter Bedeutung für die Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen. Auch Streuobstwiesen und Obstgärten sind in einem hohen Ausmaß auf die Bestäubungstätigkeit von Wildbienen angewiesen. In der Steiermark stehen alle Wildbienenarten unter Schutz, mehr als die Hälfte aller heimischen Arten sind in ihrem Bestand gefährdet. Die Gründe dafür sind vielfältig, u.a. Lebensraumzerstörung und der Verlust an Nistplätzen. Das Anbieten von geeigneten Nistplätzen kann daher ein wesentlicher Faktor zur Förderung von Wildbienen sein.